Die Flüchtlingskrise hält Europa fest im Griff. Zwischen 2015 und 2018 haben etwa drei Millionen Menschen Asyl in den Ländern der Europäischen Union beantragt. Im Jahr 2018 haben sich die Zahlen der neuen Asylanträge im Vergleich zu den Vorjahren zwar stark reduziert, jedoch kamen täglich wieder hunderte Menschen auf dem Weg über die Türkei nach Griechenland.
In den letzten Jahren 2015 bis 2018 haben sich hunderte sogenannte Independent Grassroots Projects gegründet, die eine Alternative zu der institutionellen Flüchtlingshilfe schaffen. Bürokratische Hürden erschweren es den großen Hilfsorganisationen ihre logistischen und finanziellen Mittel an die, sich schnell ändernden, Situationen anzupassen und den Geflüchteten zu helfen. Die aktuelle Perspektive der Geflüchteten, die seit längerem auf den Griechischen Inseln und dem Festland festsitzen lässt kaum die Hoffnung zu, in ein anderes Europäisches Land weiterreisen zu können. Unabhängige freiwillige Helfer aus aller Welt sind seit 2015 in Griechenland aktiv, um eine Alternative der gelebten Solidarität zu der primär vorherrschenden „friss oder stirb“-Attitüde der Regierungen und großen Hilfsorganisationen entgegen zu stellen. Durch kleine coordination teams können die Independent Volunteers sich den Veränderungen immer wieder neu anpassen und schnell reagieren. Die Nähe zu den Geflüchteten, das aufgebaute Vertrauensverhältnis und das gemeinsam erlebte bilden ein Fundament aus Freundschaft und Zusammengehörigkeit, welches über die Grenzen der institutionellen Flüchtlingshilfe hinausgeht. Ihre Maxime ist, den Geflüchteten ihre Würde und Selbstbestimmung zurückzugeben und sie als das anzusehen, was sie sind: Menschen.
Mit welchen Emotionen sehen sich die Independent Volunteers konfrontiert? Welche Beweggründe veranlassen sie ihr gewohntes Umfeld mitunter für Jahre zu verlassen, um anderen Menschen auf ihrer Flucht das Leben erträglicher zu machen? Wie gehen sie mit den teils traumatischen Erlebnissen um? Was sind ihre Ängste und Sorgen? Und was bedeutet es, selbst ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein?
Max Brugger ist 2016 selbst zu einem Teil dieser Gemeinschaft geworden, als er mit einer kleinen Gruppe aus Deutschland nach Idomeni, einem der größten Flüchtlingscamps Europas an der Griechisch-Mazedonischen Grenze, reiste, um vor Ort die Geflüchteten in ihrer prekären Lage zu unterstützen.
Erst nach einiger Zeit, als er für sich selbst seine Position gefunden hatte, begann er den Alltag und die Arbeit der helfenden zu dokumentieren. Ziel dabei war es nicht die dramatisch aufgeladenen Bilder verschiedener Medien zu reproduzieren, sondern seinen eigenen Weg und Zugang zu der Krise zu finden. Durch mehrmalige Aufenthalte in den Projekten war es ihm möglich ein enges Vertrauen zu den Helfer:innen aufzubauen und dieses durch eine individuelle und persönliche Bildsprache zu vermitteln. Es eröffnete sich ein intimer Einblick in das Leben der Independent Volunteers.